Kräuterbücher – Damals und Heute
Gepostet | Keine KommentareUnd wieder ist es an der Zeit. Ich muss eine Entscheidung treffen, welches Buch den 200. Platz in dieser Datenbank verdient.
Bereits beim 100. Buch viel mir die Wahl schwer und ich verewigte einige Gedanken dazu im Oktober vergangenen Jahres in dem Artikel Botschaft aus dem Ewigen.
Heute habe ich aber wenigstens eine Idee und diese manifestierte sich in meinem Entschluss, diesen Beitrag zu verfassen.
Kräuterbücher, in vergangenen Epochen ausschließlich als Fachbücher für Ärzte und Apotheker erschienen, gehören heute zu den begehrten Nachschlagewerken, der Neuzeit. In Wort und seit der Erfindung des Buchdrucks auch in Bild, wurden Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen getragen, die sich den nützlichen Pflanzen unseres Planeten und deren Verwendung widmeten.
Geschichtlich gesehen lässt sich das Kreuterbuch, wie es vor der Einführung der Umlaute des Neuhochdeutschen etwa Mitte des 17. Jahrhunderts genannt wurde, nur schwerlich exakt datieren. Bereits in der Steinzeit nutzten die Menschen die Wirkstoffe verschiedener Pflanzen, um bei kränkelnden Lebewesen eine Linderung der Beschwerden zu erzielen. Diese Informationen und Erfahrungen wurden meist mündlich oder in Steintafeln geritzt, an die jeweils folgende Generation weitergegeben.
Die weitere Entwicklung der Schrift und die damit verbundene Aufzeichnung des gesprochenen Wortes dürfte dann aber den Weg in eine neue Ära der Kräuterbücher eingeläutet haben und die ersten Sammlungen dieser wertvollen Bücher konnten erscheinen. Viele Gelehrte trugen das Wissen zusammen, kopierten die Texte von Hand und gaben sie ebenso weiter.
Ein reichhaltiges Wissen über die Flora und Fauna wurde im Wiener Dioskurides angehäuft, der zweifelsohne als erstes bekanntes Kräuterbuch unserer Zeitrechnung gilt. Die 485 Blätter wurden durch nicht weniger als 383 Bilder von damals bekannten Arzneipflanzen ergänzt. Allerdings vorwiegend giftige Vertreter diverser Arten beinhaltend, erschien es um das 3. oder 4. Jahrhundert. Vorangestellt ist jeder Pflanze ein anonymes Lehrgedicht über die Kräfte göttlich geweihter Pflanzen. Begleitet werden die einzelnen Illustrationen von Texten die sich eingehend mit der entsprechenden Wirkung befassen.
Ihm folgte im frühen 9. Jahrhundert das Liber de Cultura Hortorum (lat. für Buch über die Kulturen der Gärten), des Reichenauer Abtes Walahfrid Strabo. Weitere bedeutende und weniger bedeutende Niederschriften der späteren Jahrhunderte gipfelten 1485 in der Veröffentlichung des Gart der Gesundheit, einem der ersten gedruckten und wohl bis heute bekanntesten Kräuterbücher.
Es wurde von Bernhard von Breidenbach in Auftrag gegeben, Peter Schöffer verlegt, Johann Wonnecke von Kaub verfasst und größtenteils von Erhard Reuwich illustriert. Das Buch zählt übrigens zu einem der ersten , die, wenn auch das Wort damals noch nicht bekannt gewesen sein dürfte, Projektcharakter vorweisen konnten, da die jeweils auf ihrem Feld kompetenten Beteiligten zusammen arbeiteten.
Diese Kooperation trug mit dazu bei, dass der Gart der Gesundheit einen großen Einfluss auf später erscheinende Kräuterbücher ausübte. Es wurde in über 60 Auflagen veröffentlicht und vielfach nachgedruckt, übersetzt oder bearbeitet bzw. aktualisiert. Für alle, die sich den Inhalt des Buch einmal genauer anschauen möchten, hält die Bayrische Staatsbibliothek einen digitalen Scan bereit.
Aber es ist eben nicht das erste deutschsprachige Kräuterbuch, dass nach der Erfindung des Buchdruckes erschien, sondern nur das Bekannteste seiner Zeit. Bereits 1484 hatte Peter Schöffer den Herbarius Maguntie Impressus in Mainz herausgegeben und noch ein Jahr früher veröffentlichte der Buchdrucker Bartholomäus Ghotan das Promptuarium Medicinae.
Nachfolgende Generationen, die sich mit den Pflanzen und seine Wirkung auf andere Lebewesen beschäftigten wurden auch ‘Väter der Botanik’ genannt. Der Vollständigkeit halber dürfen hier vor allem Namen wie Hieronymus Bock, der sich den in Südwestdeutschland vorkommenden Gewächsen widmete und diese in seinem 1539 erschienenen Kräuterbuches Neu Kreutter Buch beschreibt, nicht fehlen.
Oder Leonhard Fuchs mit seinen Werken De Historia Stirpium (1542) und New Kreüterbuch (1543) verdient in diesem Artikel ebenso eine Erwähnung wie Otto Brunfels, der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli, Jakob Theodor und Rembert Dodoens, Matthias de L’Obel oder Charles de l’Écluse. Diese Liste ließe sich sicher noch fortsetzen würde aber der eigentlichen Intention dieses Artikels nicht nachkommen.
Wer sich weiterführender Literatur zum Thema Kräuterbücher bedienen möchte, dem empfehle ich einen Blick auf die folgenden Publikationen:
- Hans G.Christoph: Kräuterbücher im Wandel der Zeit, 1989 DHBG / Selbstverlag
- Adam Lonitzer: DAZ Originalkräuterbuch, Ausgabe 1560
- Susanne Baumann: Pflanzenabbildungen in alten Kräuterbüchern, Stuttgart 1998.
- Gundolf Keil / Peter Dilg: Kräuterbücher, Zürich 1991
- Hans Wölfel: Das Arzneidrogenbuch, Berlin 1939
- Claus Nissen: Die botanische Buchillustration, Stuttgart 1951-1966.
- Johannes Gottfried Mayer: Die ersten gedruckten Kräuterbücher und …, Würzburg 1995
- Bernhard Schnell / William Crossgrove: Der deutsche »Macer«, Tübingen 2003
- Peter Schöffer: Herbarius Latinus, Mainz 1484.
- Leo Jules Vandewiele: Een Middelnederlandse versie van de Circa instans van Platearius naar de Hss, Oudenaarde/Belgien 1970
Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts erschienen vor allem zahlreiche Kräuterbücher, die sich auf das Wissen der bisher genannten Botaniker stützen und durch modernere Analyseverfahren der Pflanzenwelt aktualisiert, erweitert und kommentiert wurden. Im Dschungel der heutzutage erscheinenden nützlichen und weniger nützlichen Bücher ist es nicht ganz einfach, die begehrten Raritäten zu finden.
Aber ich möchte den Beitrag an dieser Stelle durch einige erfolgreich beendete Auktionen bei der Online-Auktionsplattform ebay samt den jeweiligen Bildern, der alten aber immer noch wunderschön aussehenden Kräuterbücher, ergänzen.
Eine komplette Liste der derzeit 76 gespeicherten Auktionen, in denen Kräuterbücher (oder deren Fragmente) für Preise von 19,59 bis 4.410,09 Euro seit dem 16.08.2009 versteigert wurden, können Sie sich bei Bedarf am Ende des Beitrages herunterladen.
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Das grosse illustrierte Kräuterbuch – 1860
(versteigert am 08.11.2009 für 26,50 Euro)
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Kreuterbuch von 1769 (Faksimile)
(versteigert am 25.10.2009 für 51,- Euro)
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Herbarum imagines vivae – 1535 (Faksimile)
(versteigert am 15.12.2009 für 83,- Euro)
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Kräuterbuch um 1750 (geschätzt)
(versteigert am 06.04.2010 für 204,09 Euro)
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Curioser Botanicus – 1743
(versteigert am 25.10.2009 für 560,- Euro)
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Kräuterbuch – 1614
(versteigert am 29.11.2009 für 817,- Euro)
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Kräuterbuch – 1586
(versteigert am 30.08.2009 für 1.532,- Euro)
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Kräuterbuch – 1664
(versteigert am 03.01.2009 für 2.020,- Euro)
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Kräuterbuch – 1731
(versteigert am 26.08.2009 für 2.866,- Euro)
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Kräuterbuch – 1534
(versteigert am 11.10.2009 für 4.410,09 Euro)
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Schon im Sirach, einem Buch der Weisheitsliteratur, dass bereits 180 v. Chr. erschien, steht geschrieben:
“Der Herr läßt die Kräuter aus der Erde wachsen und ein Vernünftiger verachtet sie nicht” (Sirach 38)
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Hier nun die versprochene Datei:
Kreuterbuecher Datei zum Download